Wie wird man zu dem, der man sein möchte? Und was kann das Schreiben für einen Anteil daran haben? Dieser Frage geht die Ausstellung „Zeitungsschreiber Willy Brandt“ in #Unkel gerade nach. Auch 33 Jahre nach dem Tod des Friedenspolitikers überrascht sie mit Fotos und Dokumenten, die Kurator Christoph Charlier in der eigentlich geschlossenen Archivakte „ausgrub“.
Für mich als Zeitungsschreiberin und Trainerin von Schreibwerkstätten eine weitere Annäherung an eine Legende und geheimnisvolle Persönlichkeit. Denn sie zeichnet die Geschichte eines mittel- und heimatlosen, aber auch talentierten Arbeiterkindes, eines Flüchtlings und prägenden Persönlichkeit der Arbeiterbewegung und Gesellschaft, den Weg des Herbert Brahms zu Willy Brandt nach. Seine Ehefrau Prof. Brigitte Seebacher interpretierte in ihrer Brandt-Biografie den Grund für die wichtige Rolle des Schreibens so: „Er will sich selbst erschaffen und nur sich selbst gehören. Das ist auch der tiefere Grund, weshalb er sich einen neuen, eigenen Namen gibt.“
Noch zu sehen ist die kleine aber feine Ausstellung im Ratssaal der Verwaltungsgemeinde Onkel bis zum 21. September 2025, später als Wanderausstellung unterwegs, unter anderem im Museum Friedensbrücke Remagen oder der Berliner Landesvertretung Rheinland-Pfalz. Auf Anfrage bietet Christoph Charlier auch Führungen an.