Bei meinem gestrigen (kontaktarmen) Frühlingsspaziergang ließ die Sonne junge Knospen und Triebe im Wald und in den Gärten leuchten. Überall am Wegesrand konnte ich beobachten, wie sich die Natur zum Licht reckt. Da fielen mir die Anfangszeilen von Theodor Fontanes Frühlingsgedicht ein:

 

Nun ist er endlich kommen doch in grünem Knospenschuh.”Er kam, er kam ja immer noch”, die Bäume nicken sich′s zu. Sie konnten ihn all erwarten kaum, nun treiben sie Schuß auf Schuß.

In diesem Jahr fühle ich mich wie der alte etwas zaghafte Apfelbaum in Fontanes Gedicht, der sich sträubt, aber muss, wie jedes Jahr. Corona-Nachrichten überschatten dieses Jahr selbst die Frühlingssonne, die Sorgen legen sich aufs Frühlingsgemüt.

Doch, da ist auch diese Stimme, die rebelliert: Wollen wir uns tatsächlich nach so viel physical und social distancing auch noch vom Lauf der Natur distanzieren? Ermutigt sie uns nicht gerade jetzt, neu anzufangen. Egal, wie kalt der letzte Winter war?

Auch der alte Apfelbaum beginnt schließlich frei zu atmen, wie in jedem Jahr. Also entschließe ich mich, es doch mit Fontane zu halten, wenn er uns auffordert:

Herze, wag′s auch du!

Und schicke gleich ein fröhliches Frühlings-Haiku hinterher. Denn auch ein neues Gedichtchen ist ein Neubeginn.

Junges Grasmeer tanzt
mit tausend Sonnenperlen
auf dem Frühlingskleid.

Habt Ihr auch Lust bekommen? Dann schreibt mir doch Euer Frühlingshaiku. Oder Euer Lieblings-Frühlingsgedicht.

Liebe Grüße,
Ines

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